Stein Nr. 0160

Die Geschichte zum Stein  erzählt der Urururenkel  Wolfram Fichtner:

In der Hauptstr. in Brandis befinden sich die Geschäftsräume der Firma Fichtner Wohnraumwelten.

Mein Vorfahr Gottfried Wönicker eröffnete am 11.11.1835 im Alter von 24 Jahren an dieser Stelle eine Sattlerei. Mit diesem Datum beginnt die Chronik der Familien Wönicker – Fichtner.

Johann Karl Gottfried Wönicker, der Gründer der Sattlerei, wurde am 29.11.1811 in Leipzig geboren. Er war einer von 3 Söhnen des Besitzers eines bekannten Leipziger Brauereigasthofes.

Heute befinden sich in deren Räumen  die Reudnitzer Brauerei. Gottfried erlernte den Beruf des Sattlers. Im familiengeführten Hof fielen viele Arbeiten des Sattlerhandwerks an, zum Beispiel die Geschirrsattlerei.

Da die Bierfässer mit Pferdefuhrwerken durch ganz Leipzig transportiert wurden, war es nötig, das Zaumzeug und Zuggeschirr für die Pferdegespanne herzustellen und zu reparieren.

Sattler fertigten auch Treibriemen zum Antrieb von Maschinen aller Art an und reparierten diese.

Gottfried Wönicker sollte nach dem Wunsch des Vaters diese Arbeiten im Familienbetrrieb übernehmen. Er hatte jedoch andere Pläne. Es zog ihn hinaus. Sein Geld wollte er zunächst anders verdienen.

Ausgestattet mit einem reichlichen und guten Erbe wanderte er nach Brandis. Eine Eisenbahn gab es damals noch nicht.

Am 7.11.1835 wurde die 1. Eisenbahnstrecke Nürnberg – Fürth eröffnet und 1837 – 39 folgte der Bau der 116 km langen Strecke Leipzig – Dresden. Brandis wurde erst 1890 an das Bahnnetz angeschlossen.

Gottfried kaufte von seinem Erbe zehn Acker Land (Acker,  alte Flächeneinheit verschiedener Größe = 0,22 – 0,65 ha laut Brockhaus).

Der Schachtgutbesitzer Pfaffendorf erhielt von ihm  fünf Acker Land in der Leulitzer Straße in Polenz. Dort legte er einen Kohlenschacht an. Pfaffendorf hatte damit aber kein Glück, Kohle wurde nicht gefunden. Dadurch verlor  Gottfried  Wönicker die komplette Kaufsumme.

Er besann sich auf sein Handwerk und eröffnete in der Hauptstraße in Brandis eine Sattlerei. Die Brandiser Region war von Landwirtschaft geprägt. Gute Geschirrsattler waren von den umliegenden Rittergütern und bei den Bauern gefragt. Diese gehörten  über Jahrzehnte zu seiner treuen Kundschaft.

Gottfried Wönicker heiratete Christine Johanne Wilhelmine, geborene Heuer  Aus der Ehe ging ein Sohn hervor. Johann Karl Gottfried Wönicker führte das Geschäft bis zur Übergabe an seinen Sohn Eduard im Jahre 1872.