Stein Nr. 0136

Die Geschichte zum Stein erzählen die Mitglieder der Musikarche:

 

Wer eine eherne, silberne Eiche umringt von jungem Birkengrün sehen wollte, musste in den letzten fünfzehn Jahren zu den Nachwuchsorchestertreffen des sächsischen Blasmusikverbandes gehen und der Vorstellung der Nachwuchsbläser des CVJM und des Musikvereins Brandis folgen.  Da saßen die jungen Trompeten, Klarinetten, Saxophon – Musikanten um eine mächtige Tuba – das hatte nicht jedes Nachwuchsorchester –  herum.  Unser  Hans Ross hat den jungen Bläsern nicht nur Rückenhalt im Takt  gegeben, sondern  im besten Sinne den Marsch geblasen.

Als das Projekt des Baus der Musikarche aus dem Stadium der Absichtserklärungen heraustrat, hat Hans den Takt aufgenommen und den Marsch bis zu Ende durchgehalten. Ob es die allwöchentlichen Arbeitseinsätze, die vielen Pläne, Besprechungen, Anträge, Besorgungen waren – Hans hat es gestemmt, genauso, wie die vielen Widerstände zu dem Projekt, die  Enttäuschungen und Nackenschläge des Alltags.

War es am Anfang die Selbstverständlichkeit mit der Hans der Idee eines eigenen Hauses nachging, die von manch anderem hinter der vorgehaltenen Hand auch mal als Utopie verschrien wurde, war es mit zunehmender Zeit – hier würden manche sagen Verbissenheit – die Freude am Tun, mit der er uns andere mitnahm auf die Reise zur Fertigstellung der Arche.

Es war größte Selbstverständlichkeit für Ihn, ob am Computer oder mit der Schaufel in der Hand, genau das jetzt zu tun und nicht dann, wann es einem passte. Damit war er der Garant, dass die Chancen, die mitunter klein oder groß ausfielen, genutzt wurden. 

 

Das Ringen um die „Fördertöpfe“ war ein Beispiel, ein Antrag nach dem anderen wurde abgelehnt, die Monate verrannen und die Moral wollte nicht nur mit einem Kasten Bier und einem herzlichen Gespräch hochgehalten werden.

„Wat den Eenen sin Uhl, is  den Annern sin Nachtigall“ lautete das Motto der Stunde, Lehmann Brothers und Konjunkturpaketen sei Dank, die Kommunen verschossen ihr Pulver an Eigenmitteln und der Fond zur Förderung des Ländlichen Lebens wurde nicht mehr ausgeschöpft. Unzählige Powerpoint –  Präsentationen, Risswerke, Excel Tabellen, Telefonate und Absprachen mündeten in einem scheinbar nicht enden wollendem Hin und Her. Hans behielt kühlen Kopf, kannte manches Gesicht von früher und hatte Freude am „Konfektionieren“ von Förderanträgen, die letztendlich das nötige „Kleingeld“ einbrachten und die Moral anhoben.

Das alles ist aber noch nicht die Beschreibung für „den“ Mann hinter dem Arche – Projekt, er hat es ja auch nicht alleine geschafft.

Ich kann mich gut erinnern, als wir nach gelungenem Tagwerk in der Arche am späten Nachmittag im Schwerlaster der Arche – Hans‘ blauem VW Sharan – nach Hause fuhren und Hans den Vater eines Posaunenschülers am Straßenrand ent-deckte. Hans steuerte blitzschnell an den Rand und sprach in seinem unver-gleichlichen badener Slang den Vater – sagen wir mal als Deckname Siegfried – an, warum er ihn schon so lange nicht mehr auf dem Bau gesehen habe, so schnell fand sich das schlechte Gewissen im Angesicht des Angesprochenen, so dass wir ihn dann doch das eine oder andere Mal im Bautrubel begrüßen konnten. Ich lehnte mich sanft zurück und meinte, so still vor mich hin, das war ja ein besonderes, ein Jagdvergnügen. Hans zog nur die Augenbrauen hoch, fragen kann man ja, oder?

Wie man sehr schön an diesem Beispiel erkennen konnte, ist Hans eine moralische Größe, die Menschen bewegt, miteinander Gutes zu tun.

Jeder von uns hat Ecken und Kanten und insbesondere die Schienen von Trockenbauständern. So wie jedes andere Gewerk, will hier nicht nur ein Tropfen Schweiß, sondern auch der eine oder andere Blutstropfen vergossen werden, bevor die Pappwände im „Wasser“ standen.

Selbst als die treuesten der Treuen „Trockenbauer“ (die trösten sich am besten mit „Tannzäpfle“ – natürlich ein Gruß aus Hans‘ Heimat) meinten „Komm lass es hängen, da kommt noch eine Platte drüber und fertig“, ließ Hans nicht locker, bis  alles nach „Anweisung“ des Profis verbaut war.

Tja und dann das Leuchten in den Augen bei der Akustikprobe in eben diesem Zimmer, das Klatschen im Nachbarraum durfte natürlich in einem künftigen Musikunterrichtsraum nicht zu hören sein.

Oder das Strahlen, als die Sonnenkollektoren auf dem Dach lagen und der Stromzähler sich „anders herum“ drehte, oder die geschenkte Einbauküche, oder der Getränkekühlschrank oder als beim Arbeitseinsatz plötzlich zehn Kinder eine Kette bildeten und die Pflastersteine wie im Spiel um die Wette stapelten, Generationenintegration leicht gemacht – bau Dir was.

Es lag schon eine Magie über der Zeit vom Richtfest bis zur Einweihung mit ganz großem Tam Tam.

Bevor die Sächsische Bläserphilharmonie anhob und die Dankesworte in den Junihimmel sprudeln konnten, waren eine Unmenge an neuralgischen Punkten zu absolvieren, damit der Fluss der Tätigkeiten nicht abriss und  Kleinigkeiten große Dinge in Frage stellten. Denn auf einem solchen Bau gab es dutzende „Baustellen“, die nicht nur mit Elan bewerkstelligt sein wollten, sondern wo eine praktische Ader und eine überlegte Pfiffigkeit gefordert waren.

Ich konnte mich in der Zeit, zu jeder Tagesstunde bei Hans melden, ich hatte immer sofort einen Pinsel, eine Säge oder eine Schippe in der Hand und durfte vor mich hinwerkeln, die letzten Wochen und Wochenenden haben wir sogar mit Begeisterung im Familienverbund mit den anderen „Musikanten“- sippen geklotzt und höchstens beim Türenlackieren ein ganz klein wenig gekleckert. „Das macht ja nüscht, das wird ja wieder weggewüscht“. 

Hans hat neben dem Drängen, dem Jagdvergnügen und dem Tätigsein noch ein ganz besonderes Faible, das Gestalten. Egal, ob es die Notenzeilenbauchbinde der Arche, der Notenschlüssel im Pflasterverbund, die Türnummernschilder oder die Wetterfahne auf dem Dach waren die zwei unserer ganz „Aktiven“ nun Tag und Nacht über Brandis blicken läßt. Es ist nicht nur das Große und Ganze drum herum, das Hans am Herzen liegt.

Von Hans als „Netzwerker“ zu erzählen, hieße Eulen nach Athen oder einen Rasenmäher nach Brandis zu bringen. Es sei nur erinnert, dass zum alljährlichen Neujahresempfang des Bürgermeisters der Stadt  Brandis für die Träger der verschiedensten Ehrenämter und die Vereine der Stadt alleine sechs namentlich an Hans gerichtet waren – wie sagten die Freunde aus Südwestdeutschland: „Der Hans im Unruhestand“.

Deswegen soll Hans geehrt werden, als Vorbild, als moralische Instanz, als Antreiber jawohl, als Mann der Tat, der die Dinge in die Hand nimmt, zu Ende bringt und immer von mindestens zwei, wenn nicht zwanzig Freunden umringt ist – nicht zur Feier -sondern  zum Arbeiten.

Das letzte Wort soll  hier aber an jemand anderen gehen, der genauso Anteil, am Entstehen der  Arche und an den Wehen und Werden des Musikvereins hat wie Hans, es ist seine Frau.         Danke  Dorle.