Stein Nr. 0023

Die Geschichte zum Stein  erzählt die Familie Kolitsch:

Unsere Familie findet die Idee der Meilensteine hervorragend. Erstens tun wir etwas für die Stadt und zweitens arbeiten wir unsere eigene Geschichte auf. Ohne den Bau des Fliegerhorstes Waldpolenz gäbe es unsere Familie in Brandis nicht.

Stefans Eltern, Wanda und Walter Kolitsch, wurden am 12.Juni 1937 in Planitz bei Zwickau getraut. Zum 1.November 1937 wurde Walter Kolitsch zum Fliegerhorst Waldpolenz abkommandiert. Mit seiner Frau erhielt er die Zuweisung für eine Wohnung in der Hindenburgstraße 

10 (heute: Schützenstraße). Anfang der 30iger Jahre wurden extra für die auf dem Fliegerhorst Stationierten und deren Angehörigen Mehrfamilienhäuser errichtet.

Die Brandiser bezeichneten diese deshalb als „Fliegerhäuser“.

Am Ende des 2. Weltkrieges geriet der Oberfeldwebel Walter Kolitsch in amerikanische  Gefangenschaft. Er starb am 15.September 1945 im Kriegsgefangenenlager auf den Rheinwiesen bei Bad Kreuznach. Seine Frau Wanda lebte bis zu ihrem Tod 1981 in Brandis, Ernst-Thälmann-Str. 4 (heute Schützenstr.).

Brigittes Eltern, Gerda und Ernst Neukirch, wurden am 4.April 1942 in Marienwerder / Westpreußen getraut. Ernst Neukirch war als Unteroffizier im 2. Weltkrieg an der Ostfront und wurde 1944 in Russland schwer verwundet. Sein linker Arm wurde amputiert. Er wurde dadurch dienst-untauglich.

Mit dem Rückzug der Deutschen Wehrmacht wurde die Bevölkerung der deutschen Ostgebiete gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Zeitpunkt der Vertreibung war der 31.Januar 1945. Da der Bruder von Gerda Neukirch, geb. Zagner, als Soldat auf dem Fliegerhorst in Waldpolenz diente. wurde Brandis Anlaufpunkt für die Familien. Ihr Bruder Bruno ist im 2. Weltkrieg gefallen.

Ernst Neukirch war nach dem Krieg als Neulehrer in Brandis tätig. Er unterrichtete bis zum 31.8 1985 an der damaligen Polytechnischen Oberschule in Brandis. Danach war er als Erzieher im Jugendwohnheim Wurzen – Bennewitz tätig. Er starb am 30. Novem-ber 1989.

Seine Frau lebte bis zum 6.12.1999 in der Schützenstr. 4 (früher  Ernst-Thälmann-Str. , vor dem Krieg Hindenburgstr.)

Die Heimat der Familie Kolitsch in Brandis wurde nach dem 2. Weltkrieg auch zur neuen Heimat der Familie Neukirch.

Das Schicksal nahm seinen Lauf:

Brigitte Neukirch und Stefan Kolitsch besuchten in Brandis die Schule. Sie lernten sich näher kennen und heirateten 1965 in Brandis. Im selben Jahr wurde ihr Sohn Thomas geboren.                     

Die Chronik des Steins Nr. 23 umfasst die Lebenswege unserer Eltern vor, während und nach dem 2. Weltkrieg. Sie sind unserer Meinung nach typisch für viele Menschen der Generation unserer Eltern. Oft spielte der Fliegerhorst Waldpolenz „Schicksal“ – wie bei unserer Familie. Brandis ist jetzt unsere Heimat.