Stein Nr. 0017

Die Geschichte zum Stein erzählt Frau Petra Sattler:

 

Tsunami 26.12.2004 und Wiederaufbau des Fischerdorfes Talalla

Ein Polizist aus Matara auf Sri Lanka: „Wir können keine Opferzahlen nennen, weil es keine Überlebenden gibt, die Bericht erstatten können, ganze Fischerdörfer sind fortgespült“.

So lautete eine Überschrift im Internet und so begannen meine E-Mails Anfang 2005 mit dem Hilferuf an den Landrat Herrn Dr. Gey, an unseren Pfarrer Herrn Dr. Seidel, der Schulleiterin Frau Salewski vom Gymnasium, an viele Ärzte und Kliniken und endete mit „Wollen wir vom Muldentalkreis gemeinsam gezielt helfen?“

Gleich neben Matara liegt Talalla.

Schon zweimal waren mein Mann und ich dort, um bei einer ayurvedischen Kur Kraft zu tanken.

Wir kennen viele Fischer, mit denen wir Netze einholten und deren Familien, die Ärzte, Therapeuten und den Manager vom Surya Lanka Resort, an der Südspitze Sri Lankas gelegen.

Fassungslos mussten wir im Fernsehen mit ansehen, wie ein Paradies binnen von Sekunden im Chaos versank. Unbeschreiblich, was in unseren Herzen und Köpfen vorging.

Glücklich war ich, als ich am 29.12.2004 endlich mit Mr. Sunil dem Manager E-Mail Kontakt hatte. Die Klinik wurde nur teilweise zerstört, die Gäste konnten sich auf den nahe gelegenen Berg retten.

In Talalla verloren 15 Menschen ihr Leben (9 Erwachsene, 6 Kinder), die Fischer-hütten und die Schule wurden durch die Flut zerstört, viele sind verletzt, obdachlos, ohne Nahrung, ohne frischem Trinkwasser. Die Zuwegungen sind kaum befahrbar, die Küstenstraße mit der Bahnlinie wurde  weggeschwemmt, die Telefonleitungen beschädigt.

Ob eine Rupie von den Millionen Spendengeldern der Hilfsorganisationen oder gar Medikamente am südlichsten Zipfel von Sri Lanka ankommen würden, war sehr fraglich.

Am 14.1.2005 durften wir  unser „Talallaprojekt“ im Rathaus von Grimma im Spendenbeirat (Bürgermeister vom MTL, Diakonie, Ev. und kath. Pfarramtes,  Polizeidirektion Westsachsen, THW) vorstellen.

Es gab gleichermaßen drei wichtige Projekte:

1.) die Fischer brauchten neue Häuser und gute Boote, Netze usw.

2.) eine Medizinstation ist wichtig

3.) die Schule muss neu aufgebaut werden

Mr. Sunil Siyaguna, Srilankese, hat in England Betriebswirtschaft studiert, erbaute und etablierte die Ayurvedaklinik in Talalla und kennt die Philosophie seines Landes. Er könnte beim Koordinieren behilflich sein.

Es erging folgender Beschluss: Herr Sattler und Herr Praetsch vom THW klären vor Ort die mögliche und notwendige Hilfe mit der Gouvernementvertretung und dem Ältestenrat in Talalla ab.

Mit den Worten von Landrat Dr. Gey sollte mit dem Aufbau in Talalla die große Verantwortung für die Spendenverteilung beginnen. Olav Praetsch sollte Pionierarbeit und Hans-Jürgen Sattler Soforthilfe leisten (mit Reiseschecks im Gepäck). 

Die Spendenbereitschaft der Muldentaler war überwältigend, das Spendenkonto wuchs und wuchs. Die Schüler des Gymnasiums von Brandis sammelten ebenso Gelder ein, packten Päckchen, wollten eine Patenschaft mit der dortigen Schule eingehen.

Am 19.1.2005 flogen sie nach Colombo, von dort 9 Stunden über Umwege durch die Berge (die Küstenstraße war nicht befahrbar) nach über 40 Stunden Ankunft in Talalla.

Die Bestandsaufnahme der 20 zerstörten Häuser erfolgte. Dürfen sie überhaupt wieder aufgebaut werden? Nach neuem Baurecht soll künftig der Bauabstand mehr als 200 Meter vom Strand betragen?! Präsentation vor den Einheimischen, die großen Wert auf Mitentscheidung über einzuleitende Baumaßnahmen legen.

Besichtigung der zerstörten kleinen Klinik und Besuch der Schule mit insgesamt 700 Schülern der Klassen 1-13 und 42 Lehrern, Rückflug am 24.1.2005

  1. Aufenthalt meines Mannes zwischen dem 20.3. und dem 5.5.2005. Das Geld für die Hilfeleistungen war da, das Besorgen von Fischerbooten, Fahrrädern oder gar von Betten und Matratzen in Colombo war eine wahre Herausforderung.

Am 21.3. begannen die Ausschreibungen des THW´s mit Ausschreibungen der Arbeiten und deren Vergabe.

Gleich zu Anfang las ich noch hier im Internet eine weitere Tsunamiwarnung.

Handyverbindung gab es nur an einer 300 Meter vom Resort entfernten Stelle am Strand.

Bange Stunden, da wegen der Zeitverschiebung niemand in der Nacht ein von mir abgesandtes Fax las. Aber gerade noch rechtzeitig, um dann am Morgen mit den wichtigsten Utensilien den Berg aufzusuchen.

Mitte April flog ich privat nach Sri Lanka. Unvergessen diese 3 Wochen: die Einkäufe in Matara bei brütender Hitze mit dem Tuk Tuk (ein Gefährt mit 3 Rädern) von Stoffen für Vorhänge (Sichtschutz anstelle von Fenstern und Türen), T-Shirts für den Sportunterricht und Schulartikel. Die Zusammenstellung von 60 Paketen für die einzelnen Häuser (Bettwäsche, Handtücher, Vorhangsstoffe, Haushaltsartikel). Die Übergabe der medizinischen Hilfsgüter. Tuk Tuk Fahrten auf der Suche nach geeigneten Fischerbooten, Überwachung der Anlieferung und Übergabe der Fahrräder. Die Auslieferung der Betten und der am vorletzten Tag unseres Aufenthaltes gelieferten Matratzen. Nur der Zahnarztstuhl wurde erst Monate später geliefert, es wurde mit einem Foto dokumentiert.

Die Pre School wurde aufgestockt, eine Toilette eingebaut, die Entbindungsstation wurde saniert. Etwas länger wird es dauern, bis durch das THW alle Häuser wieder stehen werden.

Die Hilfe, das Mitgefühl und die Solidarität der Muldentaler berührten uns so sehr, dass wir als Erinnerung daran einen Stein „Help for Talalla“ spendeten.

Es gibt immer mehr Stimmen, die kundtun, dass dieses Geschehene wenigstens auslöste, dass den Menschen ohne Unterschied Ihrer Herkunft, Rasse, Kultur, Religion gleichermaßen geholfen wurde und nachhaltig geholfen wird, und dass dies hoffentlich ein Meilenstein dafür ist, dass sich die 2. und 3. Welt zusammenschließt und lernt und erfährt, dass sie sich als eine Welt besser verstehen und in Frieden leben kann.