Stein Nr. 0008

Die Geschichte zum Stein Nr. 008 erzählt Herr Gerd Fiedler:

 

Der stille Stein

Wir fanden mit unserer Idee der erinnernden Meile durch die Stadtmitte viel Gehör bei den Brandisern. Ein Viertel Hundert standen gleich in der Schlange und bildeten so einen guten Auftakt für die Reihung von vielleicht einmal Tausend Steinen aus dem widerstandsfähigen Beuchaer Granit.

Es wurden die Alten geehrt, es wurde der Aktiven aus Familien und Stadt gedacht. Da war ich als Ideengeber und Wegbereiter ebenso wenig gefragt wie jene, die nur eine kurze, wenn auch intensive Zeit in dieser Stadt verbrachten.

So stiftete ich diesen stillen Stein für alles das, was nicht eingemeißelt werden soll. Zum Zeitpunkt der Verlegung stand dort eine Bank. Wenn sie dort bleibt, so können auch die ihre Erinnerungen einbringen, eine Verbindung zum Stein und zur Meile schaffen, die keinen Stein finanzieren können oder wollen.

So bleibt er nun ein Meilenstein von einem Unbekannten an einen Ungenannten.

 

 

Gedanken zu dem Stein des Schweigens

Ungraviert bedeutet aber nicht, dass dieser Stein nichts zu sagen hat. Er spricht von der Stille, die oft erst nach Mitternacht in diese sonst belebte Straße kommt. Wir waren auf dem Weihnachtsmarkt und um den Stein wogte das Leben. Glühwein und Kälte schickten die Menschen nach Hause. Und dann war die Stille der tiefen Nacht. Vor einigen Stunden tobte der Bär auf der Interimsbühne neben dem Stein. Jetzt gibt es kein Treiben, nicht auf der Bühne, nicht neben ihr am Stein.

Die Welt kennt unendlich viele Orte des Untreibens. Sie entstanden in einer Zeit lange vor uns und werden unsere Generationen auch überstehen, ohne Veränderungen aufzunehmen oder abzugeben. Mein Stein soll ein Untext sein, denn seine Botschaft ist die innere Ruhe des Einzelnen, die jeder nur in sich selbst finden kann, wenn er danach sucht.

Gerade erleben wir eine Zeit, die selbst die Redepausen mit Musikeinspielungen verschüttet. Doch manchmal bedarf auch der Lauteste der Ruhe. Es gibt sie also noch, die heilbringende Kraft der Stille. Und dieser „Atem-Pause“ wird hier ein Zeichen gestattet, mithin ein Denkmal gesetzt.